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    Das Irrlicht im Moor  
       
   

An einem Herbstabend geht ein Mann von Schiffdorf nach Sellstedt und benutzt den Weg durch das "Wilde Moor". Es dämmert bereits stark, als er das Feld verlässt und den weichen Moordamm betritt. Aus den Gräben steigt Nebel, und auf dem weichen Moor wogt er in mächtigen Schwaden.

Der Wanderer kennt den Weg und schreitet rüstig aus, bis die zunehmende Dunkelheit ihn zwingt, langsam zu gehen. Schritt um Schritt geht er weiter, denn er kann den Weg nicht mehr erkennen. Bald umgibt ihn dichte Finsternis, und feuchte Luft legt sich auf Bart und Kleider. Plötzlich stutzt er. Nahe vor ihm erhebt sich eine schwarze Gestalt. Er will sie anrufen. Da erkennt er eine Birke, die noch ihr welkes Laub trägt. Unhörbar flattert ein großer Nachtvogel daher und schwebt über ihm. Der Wanderer erhebt den Stock, und mit einem misstönenden Laut fliegt der Vogel davon.

Der Mann geht unsicher weiter. Da sinken seine Füße ein. Er muss vom Wege abgekommen sein. Nun tastet er hierhin und dahin, immer weiter, aber der Boden bleibt sumpfig. Der Mann weiß nicht mehr, wohin er sich wenden soll. Er glaubt, auf der Höhe des Sees zu sein.

Da sieht er plötzlich im Nebel hüpfende Lichter. Sie kommen näher und heften sich an seine Kleider. Seine Sinne verwirren sich, seine Augen sind wie geblendet. Als er sie wieder öffnet, steht im hellen Licht eine gedeckte Tafel vor ihm, die mit den erlesensten Speisen besetzt ist. Er nimmt Platz, um seinen matten Leib zu stärken. Wie er den Tisch überblickt, vermisst er das Brot. Da spricht er: "Alles ist da, aber unser Herrgott hat das Brot vergessen." Kaum hat er diese Worte ausgesprochen, da ist die ganze Herrlichkeit verschwunden, und der Wanderer sitzt in einer Moorkuhle.

Tiefe Nacht umgibt ihn, auch die hüpfenden Lichter sind verschwunden. Er tastet nach dem Ufer und arbeitet sich nach oben. Es gelingt. Klappernd vor Frost und in großer Aufregung verbringt er die Nacht im Moor. Erst im Morgengrauen kommt er in Sellstedt an.