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    Die Sense hat genug gemäht  
       
   

Die Sellstedter Bauern waren in alter Zeit bei dem Rittergut in Altluneberg bemeiert. Zur Zeit der Heuernte mussten sie in den Wiesen des Gutes das Gras mähen helfen. Nun war in Sellstedt ein Stellmacherlehrling, den es gelüstete, das Mähen mitzumachen. Er hatte aber keine Sense; deshalb ging er zum Schmied, klagte ihm sein Leid und bat ihn um eine Sense, die der Meister ihm auch schmiedete und mit den Worten übergab; "Mein Junge, du brauchst die Sense nicht zu dengeln und zu streichen. Bring sie mir aber am Abend zurück."

Die Sellstedter gingen nach Altluneberg. Der Vormäher des Gutes, den die Bauern hassten, wollte den kleinen Lehrling wieder nach Hause schicken. Der bat aber so inständig, bleiben zu dürfen, dass man seiner Bitte nachgab. Er wurde als letzter eingeteilt.

Das Mähen begann. Der Vormäher musste bald feststellen, dass der Junge den Männern in der Arbeit nicht nachstand. Ja, diese mussten sich gewaltig anstrengen, um seiner Sense zu entgehen, und bedrängten den Vormäher, der bald von Schweiss triefte. So wurde es Mittag. Während die Bauern ihre Sensen dengelten, lag der Lehrling im Gras und ruhte sich aus. Verwundert schauten die anderen ihn an.

Der Vormäher heckte unterdes einen Plan aus, um den kleinen Mäher zum Gespött zu machen. Als die Arbeit wieder begann, teilte er die einzelnen "Swatts" ein; in das des Jungen steckte er den Splitt vom "Hoortüch" (Hammer und Splitt zum Schärfen der Sense).

Nun wartete er mit Schadenfreude auf den Augenblick, da die Sense auf den Splitt treffen und stumpf werden würde. Der Lehrling merkte wohl das Hindernis, mähte aber den Eisenkopf des Splitts ab. Die Sense wurde nicht stumpf, brauchte also auch nicht geschärft zu werden. Der Junge mähte nun hinter dem verhassten Mann vom Gut, war ihm aber so auf den Fersen, dass der Vormäher, ganz in Schweiss gebadet, am Ende seiner Kräfte war, sich aber nicht geschlagen geben mochte. Er war froh, als Feierabend war. Im Hause legte er sich gleich ins Bett und stand nicht wieder auf.

Die Sellstedter kehrten in ihr Dorf zurück. Der Junge ging zum Schmied, um die Sense wieder abzuliefern. Der Meister nahm sie, zerschlug sie auf dem Amboss und sagte: "Die Sense hat genug gemäht!"